Mission weltweit
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Ab 2 Jahre
ZUKUNFT DER MISSIONSARBEIT:
Im Gespräch mit einem Missionsleiter aus Kenia
Mit einem freundlichen, fast schelmischen Lächeln betritt Pastor Francis Omondi unseren Besprechungsraum. Der Missionsleiter aus Kenia war zu Vorträgen an einer deutschen Universität eingeladen. Bei dieser Gelegenheit besucht er auch befreundete Werke – und ein Team von DMG-Mitarbeitern nutzt die Chance, ihm einige Fragen zu stellen.
Mission verändert sich. Aus allen Erdteilen machen sich Christen auf den Weg, um Gottes Botschaft in die Welt zu tragen. Arbeitsweisen, Kommunikationswege und Strukturen ändern sich – und auch wir als DMG fragen uns: Was wird in Zukunft die Rolle deutscher Missionare sein? Werden Europäer noch gebraucht? Was müssen wir beachten, wenn wir auch in Zukunft mit Werken aus aller Welt zusammenarbeiten wollen?
DMG-Mitarbeiter im Gespräch mit Pastor Francis Omondi aus Kenia.
Pastor Francis nimmt sich gerne Zeit für uns, bevor er früh am nächsten Morgen wieder in den Flieger steigt. Vor rund 30 Jahren gründete er in Kenia eine Missionsorganisation. Nicht, weil es keine Mission gegeben hätte … Er hatte damals bei mehreren Werken angeklopft – aber alle waren westlich geprägt, und niemand wollte den Kenianer als Mitarbeiter aufnehmen, obwohl es um die Arbeit in seinem eigenen Land ging.
Heute umfasst TSM (The Sheepfold Ministries) Dienste in mehreren ostafrikanischen Ländern. Neue christliche Communities entstehen in Gebieten, in denen die meisten zwar „Allah“ kennen, aber vorher nie vom Evangelium gehört hatten. Mitarbeiter, die sich in Bildung, medizinischen Diensten, Landwirtschaftsprojekten und anderen Arbeitszweigen engagieren, tragen die Nachricht von Jesus mit sich. Dabei legt TSM besonderen Wert darauf, von Anfang an Christen vor Ort zu finden und sie aktiv zu beteiligen.
Mehr darüber erzählt Pastor Francis uns in folgendem Interview:
Pastor Francis, was waren die größten Herausforderungen, als du damals begonnen hast, dich in der Missionsarbeit zu engagieren?
„Am Anfang waren wir nicht viele. Der Missionsleiter war selbst gleichzeitig auch als Pioniermissionar aktiv. Wir hatten kaum Vorbilder, weil Mission bisher immer als Sache der westlichen Missionare gesehen wurde. Deshalb gab es in unseren Gemeinden auch keine Strukturen für Mission. Man war sich gar nicht bewusst, dass wir zum Senden oder als Unterstützer berufen sind. Diese Gedanken mussten wir erst mühsam aufbauen.“
Pastor Francis erzählt, dass vieles ganz anders lief als bei westlichen Missionaren. Weil Gemeinden keine voll finanzierten Missionare aussenden konnten, suchte man nach Christen, die sich – zum Beispiel als Lehrer – in die Zielregion versetzen ließen. So konnten Missionare ausreisen, obwohl sie kaum Unterstützer hatten. Manchmal ging es dabei um Gebiete, in die sonst niemand freiwillig gezogen wäre. TSM sendet weiterhin Mitarbeiter in Gegenden, die sehr schwierig zu erreichen sind. Aber Pastor Francis sagt:
„Als Mission ist es nicht unsere Aufgabe, Hindernisse achselzuckend hinzunehmen. Wir sollten uns ernsthaft bemühen, sie zu überwinden.“
Inzwischen haben sich die Bedingungen in mehreren afrikanischen Ländern weiter verschärft: Wer als Missionar aktiv ist, kommt leicht in Lebensgefahr. Und wer sich aufmachen will, kann durch hohe Inflation nicht mit finanzieller Sicherheit rechnen. Dennoch sagt der Pastor:
„Wir wollen die Arbeit auch dorthin ausweiten, wo es bisher nur schwierige Erfahrungen gab oder wo noch nie ein Christ war.“ Das Ziel ist, die Unerreichten mit dem Evangelium zu erreichen. Was den afrikanischen Missionaren in der schwierigen Situation Hoffnung macht? „Wir denken manchmal, dass wir als Erste in ein Gebiet gehen, um Gottes Botschaft zu teilen. Aber wenn wir ankommen, entdecken wir: Gott war schon längst da und hat begonnen, unter den Menschen zu wirken.“
Außerdem erwarten die Missionare keine schnellen Ergebnisse. Sie sind sich bewusst: Meist gibt es zu Beginn eine Phase der Ablehnung, dann wird langsam Vertrauen aufgebaut, es entsteht gegenseitige Akzeptanz. Und dann erst sind Menschen bereit, zuzuhören.
„Ich habe zuerst für längere Zeit die Religion der Menschen intensiv kennen und respektieren gelernt. Nur dadurch habe ich mir das Recht verdient, Fragen zu stellen und mit ihnen in eine Diskussion einzusteigen.“
Generell versucht TSM, die Arbeit nicht in erster Linie selbst zu machen. Lieber investieren sie in Ausbildung und Training für die lokalen Christen.
„Wir möchten nicht einfach Leute schicken. Sondern wir wollen die Idee von Dienst und Jüngerschaft vor Ort einpflanzen. So kann sich die Arbeit entwickeln und wachsen. Es entsteht eine Bewegung, die auch ohne äußere Hilfe weitergeht.“
Ihr habt auch ein Ausbildungsprogramm für Missionare begonnen. Kann man sich das so vorstellen wie eine Bibelschule bei uns?
„Die Ausbildung richtet sich nach dem, was vor Ort gebraucht wird. Oft kombinieren wir die Missionsausbildung mit Unterricht in Business-Grundlagen. Wer in eine andere Gegend umzieht, braucht dort eine Möglichkeit, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Missionare, die gelernt haben, ein kleines Unternehmen zu führen, können damit vor Ort gute Angebote für die Menschen machen, aber auch ihre eigene Familie versorgen. Also gehört die Lebenspraxis zu unserer Ausbildung dazu. Lernen und arbeiten wechseln sich ab.“
Dieses duale Modell kann für Missionare anstrengend sein, berichtet Pastor Francis. Es ermöglicht aber, mit weniger Spendengeld auszukommen: Spenden können zum Beispiel als Anschubfinanzierung für kleine Unternehmen dienen, müssen aber nicht dauerhaft die laufenden Kosten decken. Praktische Arbeit gehört also zur Mission. Auch den Unterricht zu biblischen Themen möchte er nicht nur theoretisch sehen:
„Wie gut Christen in der Bibel zuhause sind, hängt vor allem davon ab, ob sie die Bibel aktiv nutzen und auf ihr Leben anwenden.“
Unterschiedlichkeiten zwischen den Kulturen sind für Mitarbeiter von Missionswerken nicht neu – aber im Gespräch wird nochmals deutlich, wie wichtig es ist, aufmerksam auf die Prägung unserer Gegenüber zu achten. Pastor Francis schätzt europäische Missionare in seinem Land sehr. Aber er weist darauf hin, wie wir auch in Fragen des Glaubens die Denkweise berücksichtigen müssen:
„Ihr Deutschen denkt eher analytisch, empirisch. Entsprechend ist das Glaubensleben vieler Christen vor allem vom Stichwort „Erkenntnis“ geprägt. Manche denken, dass alle Menschen weltweit mit „Erkenntnis“ erreicht werden müssen. Wir Afrikaner sind aber eher emotional. Wir suchen weniger das intellektuelle Verständnis, sondern fragen mehr nach dem, was Gott praktisch tut. Jeder von uns muss wahrnehmen, dass es Lücken in der eigenen Glaubenskultur gibt – nur dann können wir die Ergänzung annehmen und wertschätzen. Die Frage ist: Nehmen wir überhaupt wahr, dass uns etwas fehlt?“
Das gleiche gilt für Pastor Francis auch in der praktischen Arbeit, wo er selbst gerne kulturelle Ergänzung in Anspruch nimmt:
„Als persönlichen Gebetspartner würde ich mir eher einen Afrikaner aussuchen, aber wenn es um die Zusammenarbeit in Projekten geht, habe ich beispielsweise gerne einen Amerikaner an meiner Seite.“
„Was brauchen Gemeinden heute aus deiner Sicht?“, fragen wir Pastor Francis.
„Die Lektionen, die wir in der Mission gelernt haben, sollten wir in die Gemeinden tragen“ sagt er. Und wir sollten Unterschiede, die Gott geschaffen hat, als Chance begreifen: „Wenn wir einander aufmerksamer ansehen würden – als Ebenbild Gottes –, könnten wir dadurch auch mehr über Gott voneinander lernen.“
Und in Deutschland? Was nimmst du wahr, wenn du hier unterwegs bist? Gibt es ein zentrales Gebetsanliegen, dass du für deutsche Christen formulieren würdest?
„Ihr Europäer habt viel für uns gegeben. Afrikaner schätzen das und viele haben auf dem Herzen, das Evangelium zurück nach Europa zu tragen. Gerne möchten wir euch zurück segnen – aber wir suchen dafür nach passenden Wegen. Was können wir euch zurückgeben? Wo ist der Platz dafür? Bitte zeigt ihn uns.“
Immer wieder nimmt der Pastor Bezug auf die deutsche und europäische Missionsgeschichte und zitiert zum Beispiel Aussagen von Dietrich Bonhoeffer. Uns beeindruckt, dass er Missionspioniere zitiert, mit deren Biographie manche von uns sich noch nie beschäftigt haben. Francis betont, dass sich Mission weltweit stark verändert. Und damit auch die Rolle von deutschen Missionaren.
„Als Gebetsanliegen würde ich euch ans Herz legen: Betet um Klarheit, wozu ihr in dieser Zeit konkret berufen seid. Und um den Mut, es dann zu tun.“
Einzelne DMG-Mitarbeiter stehen seit Jahrzehnten im Kontakt zu TSM. Pastor Francis kennt uns als Missionswerk – wir freuen uns, dass einer der Kernwerte aus dem DMG-Leitbild ihn in der Praxis begeistert:
„Die DMG hat eine einzigartige Gabe: Partnerschaft ist eure DNA. Ihr arbeitet immer in Kooperation mit anderen. Genau das brauchen wir heute. Bitte tragt diesen Gedanken auch in Gemeinden, und gebt ihn euren Missionaren mit auf den Weg.“ Er sieht die Zukunft der Mission nicht in nationalen Werken, sondern in intensiver Zusammenarbeit. „Ob ein Werk afrikanisch oder europäisch ist, spielt keine Rolle. Sondern ob es dem Reich Gottes dient. Now we all need to walk together - jetzt sind wir alle gemeinsam gefragt.“
Die Missionsorganisation „The Sheepfold Ministries“ kannst du hier besuchen.
Tatsächlich startet DMG keine eigenen Projekte, sondern arbeitet weltweit mit lokalen oder internationalen Partnern zusammen. In Kenia und 13 anderen afrikanischen Ländern sind Mitarbeiter aktiv und teilen die Vision von „The Sheepfold Ministries“: Dass lebendige Gemeinden unter Menschen entstehen, die bisher noch nicht von Jesus gehört haben. Das gleiche gilt für insgesamt 60 Länder weltweit, und auch für die Arbeit in Deutschland. Aber in vielen Kontexten und Projekten gilt es, Gott neu zu fragen: Was ist unser Platz? Wo sollen wir uns einbringen? Wie willst du uns – gemeinsam mit Christen aus aller Welt – dazu gebrauchen, deine Botschaft weiterzugeben?
Wir sind dankbar über den Austausch und die Impulse aus Afrika. Auch Pastor Francis schätzt die Beziehung zur DMG und weiteren deutschen Missionswerken und sagt lächelnd:
„I belong to a new Gemeinschaft.“
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