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Sei ein Evangelium auf zwei Beinen!
Das DMG Herbstmissionsfest 2020
300 Besucher sind an diesem Herbstsonntagmorgen am 27. September auf dem Buchenauerhof beim Missions- und Hilfswerk DMG zusammengekommen. Der Gottesdienst findet im Freien vor dem Schloss statt, zwischen Linde und Kastanie. Ab und zu weht der Wind ein paar orangerote Blätter über den Hof, auch die Sonne blinzelt den ganzen Vormittag über immer wieder durch die Wolken. Es ist kalt, aber gemütlich. Es ist kleiner als sonst, aber familiär. Es ist heimatlich, es ist Herbstmissionsfest.
Geh, Abraham, geh - aber vergiss die Thermohose nicht!
„Sie sind keine Schönwetter-Christen, denn Sie sind heute hier,“ lobt Missionsleiter Günther Beck die Besucher in seiner Predigt, in der er unter anderem von Noomi aus dem alttestamentlichen Buch Ruth erzählt. Noomi war auch keine Gutwetter-Christin. Sie hat ihren Mann und ihre Söhne verloren und sie macht Gott dafür verantwortlich, ohne jedoch von ihm abzulassen. Dadurch wird sie ein Vorbild für ihre Schwiegertochter Ruth, die an ihr beobachtet, wie echter Glaube aussieht: „Wie lebt ein gläubiger Christ in Krisen? Wir brauchen keine Heldenchristen und auch keine Heldenmissionare, sondern Menschen, die verwurzelt sind in Jahwe-Gott,“ so Beck. Bezogen auf unsere Heimat brauchen Christen „Luftwurzeln,“ sagt er. Denn Heimat ist beweglich. Da wo Gott uns hinführt, da ist er auch mit uns, so wie er es auch schon bei Abraham war. Und dann können Christen dem Ruf Gottes nachkommen und „Evangelien auf zwei Beinen“ werden. Dieser Gedanke kam ihm, als ein Freund aus Frankreich im Gespräch sagte: „Ich bin Katholik, aber ihr Evangelien seid nette Leute.“ Natürlich hatte der Mann „Evangelische“ gemeint, laut Günther Beck lag er aber gar nicht so falsch. Die meisten Leute erfahren von Jesus und seiner Botschaft erstmal über den Kontakt mit anderen Menschen, worin eine große missionarische Chance liegt. Mit „Jesus ich will gehen, sende mich“ beschließt die Band passend dazu den Gottesdienst an diesem Sonntag. Gott durch Gesang wieder loben zu können, ist durch die Feier im Freien möglich und für die Besucher etwas Besonderes. Die kleinen Pfützen machen den Kindern Freude, die mit ihren Gummistiefeln zur Musik darin herumtapsen – und da zeigt sich aufs Neue: Alles ist eine Frage der Perspektive. Das Herbstmissionsfest muss kleiner stattfinden als in den Jahren davor und doch kann die DMG rund 220 Erwachsene begrüßen und mit 80 Kindern Kinderfest feiern.
Reise um die Welt
Für die kleinen Besucher bis 12 Jahre gibt es dieses Mal etwas ganz Besonderes: Ein eigenes Kindermissionsfest in der großen Halle, die für diesen Tag zu einem riesigen Schiff umgestaltet wurde. Kapitän Michael gibt ihnen eine Einweisung und schon geht es los – einmal um die Welt. Die kleinen Passagiere lernen neue Länder und Bräuche kennen. DMG-Missionare berichten in einem Anspiel zum Beispiel von den Tarahumara Indianern in Mexiko; Seemannsmissionar René erzählt von der Arbeit unter Seeleuten. Besonders gut kommt auch die DMG Kinderband an, die den Tag musikalisch begleitet. Es wird getanzt, gesungen (sogar auf Spanisch), gemalt und viel gelacht. Nebenan ist noch eine Spielstraße aufgebaut. „Ich finde das so toll, dass dieses Mal die Rollen vertauscht sind,“ sagt Helfer Sören: „Die Kinder haben ihr Programm und die Erwachsenen werden nebenbei versorgt.“
Kaffee, Tee...
... und Seminare
In weiteren Seminaren hörten die Besucher spannende Informationen über Radioarbeit und über Möglichkeiten, wie Christen auch in Ländern mit eingeschränkter Religionsfreiheit ihren Glauben leben können. Besonders ist heute auch die musikalische Einlage von Missionar Sarmad Aziz und seiner Frau, die den Besuchern ein Lied in Arabisch vorspielen. Dass es in Ordnung ist, sich auch mal über Leid zu beklagen, so wie die biblische Noomi in der Predigt, erzählt Missionarin Gisela Roth in ihrem Seminar. Sie betreut als Psychologin in Nairobi (Kenia) Missionare aus ganz Afrika und hat oft erlebt, dass sich Missionare nicht trauen über ihre eigene Not zu sprechen, weil es „ja immer Menschen gäbe, denen es schlechter geht.“ Laut Gisela Roth ist es jedoch wichtig, sich mit den eigenen Problemen an Gott, aber auch an andere zu wenden. Dabei kommt auch ganz klar wieder das christliche Verständnis von weltweiter Familie durch, das bei der DMG schon immer gelebt wird.
Heimatliebe, die man sehen kann
Das diesjährige Herbstmissionsfest steht unter dem Titel „Heimat.Liebe“ – Können wir unsere Heimat lieben und uns trotzdem auf in die Mission machen? „Ja!“ findet stellvertretender Direktor Andrew Howes: „Denn unsere Gemeinschaft ist unsere Heimat, egal, wo wir sind. Diese Familie bleibt uns auch im Himmel erhalten.“ Und genau dieses Gemeinschaftsgefühl stellt sich auch in diesem Jahr wieder auf dem Buchenauerhof ein. „Es ist kleiner als sonst aber einfach gemütlich, wie ein Familienfest“ beschreibt Mitarbeiterin Anna Lena das Herbstmissionsfest 2020. Und auch Besucherin Sylvia findet: „Die Atmosphäre ist einfach so fröhlich. So unkompliziert, so schön.“ So schön, dass sich auch das alte DMG-Jahresteam (junge Erwachsene, die bei der DMG eine Art FSJ absolvieren) zum Helfen beim Fest eingetragen hat. Um das neue Team zu unterstützen – aber eben auch: „Na, wegen der Heimatliebe!“